Afrikanische Schweinepest bedroht Nutztiere
Noch 300 Kilometer trennen das Seuchengebiet in Tschechien vom Vogtland. Das ist nicht viel, sagen die Experten. Besonders das unachtsame Verhalten des Menschen könne den  Ausbruch auch hier begünstigen.


Plauen.  Beunruhigt verfolgen viele der 220 schweinhaltenden Betriebe im Vogtland das Geschehen im Osten der benachbarten Tschechischen Republik. Dort ist im Juni in der Nähe der Lausitz die Afrikanische Schweinepest bei Wildscheinen ausgebrochen. Gefährdet sind aber genauso gut Nutztierbestände.
Die Afrikanische Schweinepest ist eine Krankheit, die an Szenarien in Zusammenhang mit der Vogelgrippe erinnert: Hoch ansteckend, oft tödlich verlaufend, Keulung der Tiere bei Ausbruch in Nutztierbeständen, Verbreitung durch Tiere, aber fast noch schneller durch die Mobilität des Menschen. „Ein weggeworfenes Wurstbrot, das mit dem Erreger irgendwie in Kontakt kam, reicht aus, um die Krankheit weiterzutragen“, beschreibt Jörg Höland, Jäger und Jagdvorsteher des Gemeinschaftsjagdbezirkes Markneukirchen die Gefahr.
Damit sei der Mensch als Verursacher für die schnelle Verbreitung der Seuche  wesentlich wahrscheinlicher, als die Tiere selbst.
Die tschechischen Behörden seien in allerhöchste Alarmbereitschaft versetzt, so Höland. „Dort hat man alles erlaubt, was bisher verboten war: Jagen mit Nachtsichtgeräten, mit Scheinwerfern und mit Fallen“. Durch Töten möglichst vieler Wildschweine wollen die tschechischen Behörden die Ausbreitung der Seuche eindämmen.
Auch in der Veterinärbehörde des Plauener Landratsamtes nimmt man die Situation ernst und beruft sich bei der Einschätzung der Gefahr auf das Friedrich Löffler Institut: Das Risiko, das Menschen als Verursacher der Verbreitung verantwortlich sein könnten, wird als hoch eingeschätzt. Das gilt sowohl für die Illegale Entsorgung von zum Beispiel Schlachtabfällen oder Lebensmittelresten oder allem, was Menschen in die Natur werfen und was kontaminiert sein könnte. Dazu zählen auch Schweinefleischerzeugnisse, wie Wurst, die unachtsam in die Umwelt gelangen.
Dass Jäger dagegen als Verursacher infrage kommen, in dem sie in benachbarten Ländern jagen, Stichwort Jagdtourismus, schätzt die Behörde als mäßig ein. Das sieht auch Jäger Höland so: „Von den vogtländischen Jägern gehen höchstens zwei oder drei regelmäßig ins Ausland jagen. Die meisten sind standorttreu“.
Anne Mütschard, die Leiterin des Veterinäramtes im Landratsamt berichtet, das es vorige Woche ein Treffenzwischen Behördenvertretern und den vogtländischen Jägern gegeben habe. Fallwild, also aufgefundene tote Schweine, wird regelmäßig  auf den Erreger hin untersucht.
„Wir hatten zwei solche Fälle dieses Jahr“, erklärt Höland. Doch bei keinem der Frischlinge habe sich der Verdacht betätigt. „Eines der Tiere ist an einem Herzinfarkt gestorben. Das konnte eindeutig nachgewiesen werden. Das andere hatte eine hochgradige Salmonellenvergiftung. Vermutlich hat es von Menschen weggeworfene Lebensmittelreste gefressen“.
Also erst einmal Entwarnung für das Vogtland. Doch 300 Kilometer Entfernung bis zur nächst gelegenen Ausbruchstelle der Seuche ist nicht viel. „Das Thema steht. Die Seuche ist schon weit vorgerückt“, sieht auch Uwe Döhler, Geschäftsführer der Landgut Neustadt GmbH aus Siebenhitz bei Falkenstein eine reelle Gefahr für die heimischen Tierbestände. Der landwirtschaftsbetrieb hält 340 Tiere Muttertiere und deren Nachzucht. Den gesamten vogtländischen Schweinebestand gibt das Veterinäramt mit 26.000 Tieren an.
Döhler sagt: „Unser Gelände ist eingezäunt. Wir verkaufen auch keine Tiere ins Ausland. Unsere Läufer gehen in Mastbetriebe in der Umgebung. Im Moment können wir also nichts weiter tun. Sollte die Seuche aber noch näher rücken, müssen wir über Seuchenschutzmatten und Seuchenschutzwannen nachdenken“..
Das was im Falle eines Ausbruchs auf die Schweinehalter zukommt, kennen die Geflügelhalter bereits: je nach Situation legt die Behörde dann Sperrbezirke, Beobachtungsgebiete oder gefährdete Bezirke fest. Das kann einhergehen mit Beschränkungen des Personen- und  Fahrverkehrs, Beschilderung des Seuchengebietes, Kontrollen und  Blutuntersuchungen in den Betrieben, Tiere dürfen den Stall nicht verlassen, Hausschlachtungen werden verboten. Bei Ausbruch in einem Stall muss das Veterinäramt die Tötung des gesamten Bestandes anordnen.
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Lengenfeld: Bierkrug-Sammler-Mekka für fünf Stunden
Verein der Alten Germanen lädt ins Vogtland ein – Auktionator aus Amerika reist an

Am Samstag trafen sich in Lengenfeld Bierkrugsammler aus ganz Deutschland und dem Ausland. Das ist eine ganz spezifische Art von Menschen mit einem ungewöhnlichen Hobby, für das sie bereits sind, weite Strecken zurück zu legen und auch viel Geld auszugeben.

Lengenfeld. Johann Wolfgang Goethe soll gesagt haben: „Sammler sind glückliche Menschen“, dem fügt Mario Kunz, Bierkrugsammler aus Mühlsen bei Zwickau noch hinzu: „Vielleicht sind wir auch etwas verrückt, aber glücklich auch“. Der Westsachse hatte mit seinen 30 Kilometern Anreiseweg die kürzeste Zeit gebraucht, um zum Frühjahrstreffen der Bierkrugsammler in den Lengenfelder Hof zu kommen. Wesentlich länger unterwegs war da schon Gery Kirsner, Auktionator aus Arizona, der etwa 10.000 Kilometer Luftlinie von Nordamerika bis ins Vogtland zurücklegen musste. Die beiden Männer eint ihre Leidenschaft für  historische Bierkrüge.
Kirsner macht das allerdings beruflich. Im fernen Amerika hat er sich mit seinem Auktionshaus auf deutsche Bierkrüge spezialisiert. „Ja, natürlich gibt es einen Kundenkreis. Das sind meist deutschstämmige Amerikaner“, berichtet Harald Pfaffenberger aus Bayern, am Samstag selbst als Sammler unterwegs und außerdem als Dollmetscher behilflich.
Auch aus Belgien war ein Sammler angereist. Der Vorsitzende des Vereins „Alte Germanen – Vereinigung der Krugsammler“, Walther Schreiner aus Ehingen berichtet über die unterschiedlichen Intuitionen der Sammler. Manchen haben es auch die Tabakdosen aus Steingut angetan. Auch Pfeifensammler fühlen sich beim Bierkrug-Verein wohl. Die Krüge, für die sich die Sammler interessieren, waren ungefähr 400 Jahre lang in Mode. Beim Militär waren sie zu finden oder auch bei Handwerkern, Studenten oder Brauereien. Manche sind Unikate, denn der Besitzer ließ oft seinen Namenszug auf dem Krug verewigen. Auch ungewöhnliche Stücke werden bei solchen Treffen oft gezeigt. Schreiner hat einen aus Holz geschnitzten Krug mitgebracht und sagt dazu, dass ihn ein Soldat in Rußland im Schützengraben angefertigt habe. Solche Krüge behalten die Sammler meist für sich. Andere werden getauscht, gekauft, verkauft, gesucht und gefunden. Jeder hat sein eigenes Sammelgebiet.
Mario Kunz haben es die sächsischen Krüge angetan. „Ich bin durch den Nachlass meines Urgroßvaters vor ungefähr 25 Jahren zu diesem Hobby gekommen. Mich hat die Herkunft und die Geschichte des Kruges interessiert“, sagt der Mühlsener. Heute ist er eines der 245 Mitglieder, die auch engen Kontakt zum SCI (Stein Collector International) in den USA halten. Dieser Verein zählt allerdings rund 1500 Mitglieder. Die „Alten Germanen“ treffen sich zwei Mal im Jahr, immer an einem anderen Ort. „Wir richten uns nach den Wohnorten unserer Mitglieder. In Dresden waren wir schon einmal. Dieses Jahr sind wir ins Vogtland gekommen“, so Schreiner.
Von den Krügen der Neuzeit wollen die Sammler nichts wissen. „Das ist Massenware, die sind nichts wert. Auch die Zeit des zweiten Weltkrieges sparen die Sammler aus“, berichtet der Vereinsvorsitzende. Und weiter:  „Das, was uns interessiert, reicht ungefähr von 1600 bis etwa 1920“, so Schreiner. Die Sammler sind immer interessiert an neuen Vereinsmitgliedern. Bei ihren Börsen können Besucher daher auch Krüge schätzen lassen oder etwas über die Herkunft des Kruges erfahren. In Lengenfeld klappte die Werbung für den Verein jedenfalls gut. „Wir haben heute drei neue Mitglieder aufgenommen“, so Schreiner. Ein bisschen Kleingeld sollte so ein Sammler allerdings schon übrig haben. Zwischen 50 und 50.000 Euro bewegen sich die Preise. Auch in Lengenfeld wechselte unter anderem ein Fliegerpokal aus Silber aus dem ersten Weltkrieg für 500 Euro den Besitzer. Dem schlichten Stück mit Gravur war sein Wert nicht auf den ersten Blick anzusehen. „Die Fliegerpokale aus dieser Zeit sind so wertvoll, weil es während des ersten Weltkrieges nur wenige Flieger und damit auch wenige Pokale gab. Invanteristen-Pokale dagegen gibt es massenweise“, plaudert Schreiner aus dem Nähkästchen.
Für Schreiner geht es beim Sammeln der Krüge auch um alte Traditionen unserer Vorfahren und um Ess- und Trinkkultur. Beides sollte aus Sicht des Vorsitzenden nicht einfach in Vergessenheit geraten.
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Das Judasohr ist der Pilz des Jahres
Eigenwilliger Speisepilz rückt in den Mittelpunkt – Besser bekannt als asiatischer Exportartikel

Das Judasohr ist fast auf dem gesamten Erdball verbreitet. Auch im Vogtland wächst er. Trotzdem kennen den Speisepilz nur wenige Sammler. Als Kulturpilz der Asiaten dagegen ist er auch in Deutschland einigermaßen bekannt. Doch die wenigsten wissen, dass dieses Gewächs auch draußen an alten Holunderbüschen zu finden ist.

Plauen. Jedes Jahr benennen Verbände und Organisationen Pflanzen und Tiere des Jahres. Mehr als 30 Wesen stehen so im Mittelpunkt des Interesses. Die Liste reicht vom Wildtier, einem Vogel über Spinnen, Libellen bis hin zu Moosen und Flechten und auch bis zu Pilzen. Für die Pilze ist die Deutsche Gesellschaft für Mykologie zuständig. Dieses Gremium entschied sich dieses Jahr für das Judasohr. Ein Gewächs, das auch den Beinamen Holunderpilz trägt, womit schon viel über seinen bevorzugten Standort gesagt wäre: Das Judasohr wächst gern auf altem Holunderholz. Seinen ungewöhnlichen Erstnamen „Judasohr“ trägt der Pilz, weil sich einer Legende nach Judas Iskariot, der Mann, der Jesus verraten hat, aus Gram an einem Holunderbusch erhängt haben soll. Das Ohr im Namen ist der ungewöhnlichen Form des Pilzes geschuldet, die an eine Ohrmuschel erinnert. Der Pilz darf seinen Namen unbeschadet tragen, jedoch hat die 2000 Jahre alte Geschichte des Verräters in der deutschen Gesellschaft bis heute so tiefe Spuren hinterlassen, dass der Vorname Judas von den Standesämtern abgelehnt werden darf.
Das Judasohr ist sogar ein Speisepilz, wenn auch kein bekannter. Die 16 Pilzberater des Vogtlandkreises kennen den Pilz aber ganz sicher und einige andere Pilzsammler wahrscheinlich auch. Pilzberater Wolfgang May aus Reichenbach hat das Judasohr sogar im eignen Garten. Kurz vor Weihnachten erzählte er noch: „Erst vorige Woche sind die Pilze bei mir noch gewachsen“. Solange es frostfrei und feucht sei, finde man den Pilz in der Natur. Seine Speisequalitäten schätzen die Pilzkenner aber unterschiedlich ein. May: „Das Judasohr ist gut zum Trocknen geeignet. Eine Pilzpfanne nur aus dieser Art möchte ich aber nicht essen. Da gibt es andere, schmackhaftere Pilze. Aber in ein Pilzmischgericht passt er gut“.
Im asiatischen Raum dagegen schätzen die Menschen die Qualität des Speisepilzes aber offenbar ganz anders. Dort findet er sich als Zutat in vielen Gerichten. Die Asiaten bezeichnen den Pilz als Mu-Err, hierzulande heißt er dann auch, abgeleitet von der Herkunft des Kulturpilzes,  chinesische Morchel. Unter einer dieser Handelsbezeichnung ist er getrocknet in den Regalen der Einkaufsmärkte zu finden. Die Asiaten bauen den Mu-Err-Pilz als Kulturpilz auf Holzsubstrat an.
Hierzulande stehen Gerichte mit dem Judasohr oft auf der Speisekarte chinesischer Restaurants. Auch Wolfgang May kennt und schätzt solche asiatischen Gerichte. Pilzsammler legen dem Pilzberater allerdings nur selten Judasohren vor, „und wenn dann höchstens, weil sie wissen wollen, was das für ein eigenartiger Pilz ist und weniger, weil sie hinter dieser Art einen Speisepilz vermuten“, so May
Das Judasohr ist nicht nur von eigenartiger Form, sondern auch von eigenartiger Konsistenz. Der Pilz wirkt gallertartig, durchscheinend. Er kann mehrmals vollkommen austrocknen und bei Regen wieder aufquellen und er wächst auch nicht nur an Holunderbüschen. Der als Parasit lebende Pilz kann sich auch auf anderen Holzarten, wie Birken oder Robinien ansiedeln.

Mit Milchkühen ist derzeit kein Geld zu verdienen
Verluste statt Gewinne – Betriebe beginnen Viehbestände zu reduzieren

Plauen. Das in der Landwirtschaft die Preise mal rauf und mal runter gehen sind die Landwirte gewohnt, weil das in der Wirtschaft so ist. Das aber der Milchpreis seit fast einem Jahr so tief gesunken ist, dass kein Betrieb allein von diesem Einkommensbereich leben könnte und schon längst pleite wäre, wenn es nicht noch die anderen Standbeine gäbe, ist schon ungewöhnlich und macht die Landwirte, die sonst immer gern und mit Stolz über ihre Arbeit sprechen, wortkarg. Ulrich Stöckel, etwa, der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Vogtlandmilch GmbH und Geschäftsführer eines milcherzeugenden Landwirtschaftbetriebes in Trieb bei Falkenstein sagt: „Ich kann keine umfassende Auskunft geben. Ich muss erst abwarten, wie sich die Lage in den nächsten Tagen entwickelt“.
Etwa um die 27 Cent pro Liter Rohmilch zahlen die Molkereien deutschlandweit derzeit den Erzeugern. Die sagen jedoch, dass man erst ab einem Preis von etwa 34 Cent kostendeckend arbeiten könne. Das heißt, die Betriebe fahren seit Monaten Verluste in Größenordnungen ein. Je größer der Betriebszweig Milchproduktion am Gesamtunternehmen ist, desto dramatischer die Lage. „Diese Situation ist für alle Betriebe unerträglich. Wir sparen, wo wir können, aber unsere Tagesaufgaben müssen wir erfüllen und auch die Produktion aufrechterhalten“, sagt Ulrich Stöckel, dann doch.
Dass die Molkerei eine Genossenschaftsmolkerei ist, deren Mitglieder die Milchproduzenten selbst sind, nützt ihnen wenig, denn: „Der Plauener Milchhof kann nicht ausscheren und andere Preis zahlen. Er ist an dieselben Verhandlungsergebnisse gebunden, wie die anderen Molkereien auch. Die Rechtsform des Unternehmens spielt da keine Rolle“, sagt Michael Eckl, der Leiter der Außenstelle des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfLuG) in Plauen.
Die Ursachen für den Preisverfall sind bekannt: Der russische Markt ist durch das Embargo zusammengebrochen. Die Nachfrage auf dem chinesischen Markt nach europäischer Milch oder besser gesagt, Milchpulver, stagniert oder ist rückläufig. Außerdem ist es größtenteils immer noch so, dass die Bauern dem Preisverfall nicht mit Reduzierung des Angebotes entgegensteuern und ihre Tierbestände zurückfahren, sondern genau das Gegenteil machen, sie erhöhen die Produktion, um die fehlenden Einnahmen auszugleichen. Allerdings ist jetzt erstmalig eine Art Trendwende zu erkennen. Es gibt tatsächlich erste Betriebe, die ihre Milchviehbestände reduzieren. Einer davon ist die Marienhöher Milchproduktion. „Wir haben unseren Bestand ausgelichtet und Kühe, die zur Schlachtung gegangen sind, nicht ersetzt“, sagt Geschäftsführer Heiko Hölzel. Und weiter: „Mit diesen Milchpreisen kann man keine vernünftigen Löhne zahlen und investieren kann man auch nicht“. Hölzel hat von Kollegen gehört, dass es bereits Betriebe gibt, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind. Das bestätigt indirekt auch Eckl: „Der Milchpreis deckt nicht die Kosten. Das führt in einigen Betrieben zu Liquiditätsproblemen. Es gibt Betriebe, denen fehlen jeden Monat mehrere tausend Euro. An Investitionen ist da nicht zu denken“. Auch Eckl ist klar, dass nur eine Reduzierung der Milchmenge den Preisverfall und die derzeitige Überproduktion von zwei Prozent stoppen kann. „Doch das funktioniert nur, wenn alle mitmachen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa“. Doch weil eine solche Einigkeit unter den Bauern kaum zu erreichen sein werde, drehen die großen Handelsketten ungeniert an der Preisschraube. Der Ruf nach einer staatlichen Lösung ist deshalb schon seit einiger Zeit zu hören. Doch Eckl kann sich weder vorstellen, dass die Milchquote wieder eingeführt wird, noch dass es Interventionskäufe durch den Staat gibt, um den Markt zu entlasten, wie es vor ein paar Jahren schon einmal der Fall war. Da scheint es wahrscheinlicher, dass die Bauern sich doch von Tieren trennen, denn ausgerechnet in diesem Jahr ist durch die lange Trockenheit das Futter knapp und aufgrund der finanziellen Engpässe werden es sich die Betriebe überlegen, ob sie teures Futter zukaufen.


Oldtimerfreunde im Sammelrausch

Für Ahnungslose sieht der Teilemarkt aus, wie eine Ansammlung von Altmetall. Für Kenner ist es das Himmelreich auf Erden. Sie laufen im Schneckentempo über den Markt, schauen sich alte Münzen an, obwohl sie doch Autoteile suchen und bleiben verzückt vor einem verrosteten Stück Metall stehen, weil es genau das Ersatzteil für ihren Oldtimer ist, nachdem sie schon so lange suchen.

Reichenbach. Zwei sehr unterschiedliche Veranstaltungen, eine für Frauen und eine für Männer, hatte Reichenbach am Wochenende zu bieten: Am Freitag im Neuberinhaus ein Weiberabend, bei dem Männer bestenfalls als  Zaungäste geduldet waren und ein Teilemarkt auf der ehemaligen Zentralhaltestelle am Bahnhof. Das ist eine Veranstaltung des Oldtimerclubs Reichenbach, den naturgemäß größtenteils Männer aufsuchen, um dort nach Teilen für ihre geliebten Oldtimer zu suchen. Frauen kommen höchstens in Begleitung ihrer Männer und das auch erst verstärkt, seit der Eintritt für das weibliche Geschlecht kostenlos ist. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Anne Hoffmann, die in Reichenbach gleich um die Ecke wohnt und gelernte Feinmechanikerin ist, entdeckte eine Drehmaschine. Die Verlockung, das Teil zu erwerben, war groß, das Budget jedoch etwas kleiner, aber der Anblick beflügelte die Phantasie: „Da könnte man mal wieder was Schönes drehen. Das würde bestimmt Spaß machen“, überlegte die jungen Frau.
Auch aufs Budget achten wollte ein älterer Herr. Im noblen Zwirn passt er nicht so recht ins Bild. Er zog es auch vor anonym zu bleiben, verriet aber, dass er zwar auch mit dem festen Vorsatz gekommen sei, das selbst gesteckte Budget nicht zu überschreiten. Aber er kannte auch seinen inneren Schweinehund: „Wenn ich dann etwas finde, dass ich unbedingt brauche und das schlecht zu bekommen ist, werfe ich meine guten Vorsätze über den Haufen und gebe alles aus, was ich mithabe“.
Von seiner Sammel- und Bastelleidenschaft getrieben, schlenderte auch Eric Schindler aus Lichtenstein über den Markt. „Zwei Rundgänge sind mindestens erforderlich, um sich einen Überblick zu verschaffen“. Der junge Mann ist auf der Suche nach Mopedersatzteilen. Damit liegt er voll im Trend, wie der Vorsitzende des einladenden Oldtimerclubs Reichenbach, Olaf Roth bestätigt. „Besonders die Vogelserie von Simson, also Star, Spatz, Schwalbe sind äußerst beliebt“.
Für Roth fangen  die Oldtimer bei Baujahren vor 1960 an. Für andere Sammler zählt zum Oldtimer, was älter als 30 Jahre ist. Eines freut Roth ganz besonders: „Viele jungen Leute interessieren sich durch  die Vogelserien  für das Hobby“. Junge Interessenten seien aber nicht gleichbedeutend mit Mitgliederzuwachs. Viele junge Bastler sind von einer Vereinsmitgliedschaft weit entfernt. Die hohe Kunst der Mitgliederwerbung bestehe nun darin, die Bastler auch zu organisieren, denn der Verein ist es, der solche Termine, wie den Teilemarkt überhaupt erst möglich macht.
Zwei Mal im Jahr laden die Oldtimerfreunde zum Markttreiben ein. Die meisten Fans dieser Leidenschaft muss man nicht groß bitten, die kommen von selbst. Am Freitag war Roth, der schon viele Jahre zwei Mal im Jahr zum Frühjahrs- und zum Herbstmarkt einlädt, schon ein bisschen überrascht. Früh um neun stellte er fest: „Es sind schon 60 Händler da und ein Ende ist noch nicht in Sicht“. 60 Teilnehmer, das sei in anderen Jahren im Oktober schon die absolute Obergrenze. So, wie die Händler aus allen Teilen der Republik und auch aus Polen und Tschechien anreisen, soweit geestreut ist auch die Schar der Besucher. Viele kennen sich vom jährlichen Beisammensein und begrüßen sich freundschaftlich mit Handschlag. „Aber, es kommen auch immer wieder neue Gesichter dazu“, stellt Roth fest.
Für Überraschung bei den Reichenbachern sorgte auch das Erscheinen der Audi-Traditionsabteilung in der Neuberinstadt. Das ist eine Abteilung des Autoherstellers Audi, die sich um die Oldtimer kümmert. „Die kommen hierher nach Reichenbach ebenfalls auf der Suche nach seltenen Teilen. Das hängt aber auch sicher damit zusammen, das hier die Horch-Tradition hochgehalten wird“, vermutet der Vorsitzende.